Vierundzwanzig Stunden tot!
Und schon ist er gestorben. Tot, bevor er überhaupt leben konnte. Nein! So will ich es nicht. Er muss leben, atmen, versuchen durch zu halten- vergeblich. Nein! Er ist gestorben. Für mich. Doch andere genießen sein Leben noch. Sie genießen es in vollen Zügen. Doch ich, ich trauere ihm nur hinter her. Weine seinem kurzem Leben nach. Es hätte so schön sein können. Doch sein Leben ist vorbei. Ich weine. Lasse mich fallen. Atme tief durch. Versuche mich zu beruhgien- vergeblich. Jetzt liege ich hier; verletzlich, einsam, schweigend. Und sein Leben ist vorbei. Bin ich jetzt ebenfalls tot? Oder sollte ich doch versuchen ohne ihn zu leben? Stunden lang ohne ihn. Nein! Zwecklos. Es wäre verschwendete Zeit. Kostbare Zeit, die man anders nutzen könnte. Doch für mich geht es erst weiter, wenn er wieder lebt. Ich beneide ihn. Er stirbt. Doch nur für wenige Stunden ist er tot. Herzschläge später lebt er wieder. Er kann wieder durchatmen und andere beglücken. Auch mich. Er lässt mich lachen, weinen- einfach das Leben genießen.
Oh, viele Dank für deine vielen Leben. Du machst deine Fehler einfach wieder gut, indem du auferstehst.
Danke, gütiger Tag!

Herbstzeit
Kalter Wind, umherwirbelnde und bunte Blätter und kahle Bäume. Er ist endlich angekommen. So viele freuen sich auf ihn. Durchstehen die Strapazen der endlosen Hitze nur, um ihn mitzu erleben. Alle kennen ihn. Alle lieben ihn. Er ist bunt und kalt. Dichter Nebel liegt morgens auf den Feldern. Frühe Dunkelheit bricht in den Tag. Zwitschernde Vögel fliegen in den Süden. Die Tiere des Waldes ziehen sich zurück, bereiten sich vor auf eine lange und kalte Zeit. Er färbt die Blätter rot, orange, braun und gold. Er zeigt allen, dass die Natur farbenfroh sein kann. Dank ihm erholt man sich von der ewigen Hitze. Sein kühler Wind lässt einen klare Gedanken fassen.
Ich liebe ihn. Zwar stört mich seine ständige Kälte ab und zu. Doch seine bunte Farbenpracht zeigt mir, dass es sich lohnt seine Zeit zu genießen. Ich liebe seinen kühlen Wind. Ich liebe seine farbenprächtigen Laubblätter. Ich liebe seinen Geruch nach Laub und Kälte. Ich liebe seine angenehme Ruhe. Ich liebe seine morgendlichen Nebel. Ich liebe den Tau auf den Blättern und Gräsern, den es nur dank ihm gibt. Ja, ich liebe ihn. Und ich genieße die Zeit mit ihm.

Einsamkeit
Ruhe. Angsteinflößende Ruhe. Wind. Kühler Wind. Gedanken. Verwirrende Gedanken.
Hier liege ich also. Ich habe Angst. Große Angst. Warum?- Ich weiß es nicht. Die Zukunft lässt mich schaudern. Die Vergangenheit lässt mich schmerzverkrampft zusammen zucken. Und die Gegenwart lässt mich verletzlich wirken. Ein lautes Grollen in der Ferne kündigt ein nahendes Gewitter an. Doch ich bleibe liegen. Inmitten dieser weiten Wiese. Wo ich bin?- In Gedanken versunken. Meine Angst; nah an meinem Herzen. Meine Hoffnung; vor der Zukunft schreiend weggelaufen. Meine Zuversicht; dank der Gegenwart geflohen. Ich schreie. Schmerverzerrt, ängstlich, hoffnungslos, unzuversichtlich. Unerträgliche Schmerzen ducrhflößen meinen Körper. Unüberwindbare Angst lässt mich zittern.
Einsam und alleine. Ein Leben ohne Freude und Liebe. Ein Leben ohne Zuversicht und Hoffnung. Ja, so ist sich ein Leben ohne dich.

Gewitter
Ungeteilte Aufmerksamkeit. Horch! Der erste Donnerschlag. Es kracht laut. Türen und Fenster werden geschlossen. Kinder fliehen in ihr Haus. Vögel eilen zurück in ihre Nester. Ein greller Blitz. Unerträgliche Angst. Dunkle Wolken. Große, graue Wolken. Weitere Blitze zischen durch die Luft. Ein erneutes fernes Grollen. Kleine Regentropfen durchnässen die Erde und prallen dumpf auf den Asphalt. Autos fahren mit niedriger Geschwindigkeit. Scheibenwischer rasen über das Glas. Dort wo vorher noch Tropfen waren, kann man jetzt klar hindurch sehen. Es ist kalt. Der Regen wird immer stärker. Mit gewaltiger Wucht prasseln die kleinen Tropfen auf den Boden. Große Pfützen bilden sich. Flüsse und Seen füllen sich. Eisiger Wind fegt durch die Gassen. Sekunden, Minuten, Stunden.
Doch da die Erlösung. Der Regen lässt nach. Der Wind kann gerade noch so Grashalme bewegen. Nirgends sind mehr Blitze am Himmel zu sehen. Kein grollender Donner mehr zu hören. In einiger Entfernung lugt die Sonne durch ein paar Wolken. Die zuvor fast schwarzen Wolken, sind jetzt nur noch blass grau. Windstille. Kinder und Eltern kommen wieder aus ihren Häusern. Glückliches Gelächter. Die Scheibenwischer der Autos werden abgestellt. Wärmende Sonne. Lautstarkes Vogelzwitschern.
Der Tag ist gerettet!

Damals
Ich vermisse diese Zeit. Jede Sekunde davon war Gold wert. Ich vermisse das Lachen, das Weinen, das endlose Genörgel, den Ungehorsam, den Widerwillen, das Weigern, das Schreien, das Bitten und Betteln. Oh, wie ich diese Zeit vermisse. Lange schlafen, aufstehen und sich auf die darauf folgenden Stunden freuen. Zusammen mit meinen Allerliebsten Zeit verbringen. Singen, malen, basteln, Spaß haben und das Leben genießen. Und heute?- Heute gehen wir getrennte Wege. Wir verachten uns. Ignorieren und hassen uns. Früher konnten wir nicht ohne den anderen. Hätten unser Leben gegeben, um ihm zu helfen. Heute treten wir uns dafür in den Arsch. Früher sind wir schreiend aufeinander zugelaufen und haben uns umarmt. Heute laufen wir schreiend aufeinander zu und würden uns am liebsten das Gesucht zerkratzen. Zusammen durch dick und dünn, waren unsere Worte. Das war einmal! Früher dachten wir auch die Welt wäre aus Zucker, wir glaubten an unsere Träume von pinken Einhörnern und Keksen. Tja, heute wissen wir, dass unsere Zukunft ungewiss ist und wir um unsere zuckrige Welt kämpfen müssen. Ich will zurück in die Zeit, in der meine besten Freunde auch meine wahren Freunde waren. Ich will in die Zeit zurück, in der ich noch schreien durfte, wenn ich etwas nicht bekam. Ich will in meine Zeit zurück. Verdammt, ich will meine Kindheit zurück!

Alles neu
Treue, Loyalität und Aufrichtigkeit; das waren Dinge, die einst wirklich zählten. Heute belügt jeder jeden. Alle betrügen sie sich. Loyalität können die meisten nicht mal ausprechen und Ehrlichkeit ist ein Fremdwort geworden. Respekt ist uncool. Geheimnisse werden laut ausgesprochen und verbreitet wie Telefonnummern. Alles ist anders. Nichts ist wie es einmal war. Wahre Liebe gibt es nur noch in Märchen. Wünsche müssen Wünsche bleiben. Hoffnung war gestern. Wahre Freunde gibt es nicht mehr. Aufrichtiges Lachen findet man nur kaum noch vor. Ehrliche Meinungen sind selten und so gut wie ausgestorben. Freude am Leben gibt es angeblich, obwohl sie alle gut genug wissen, dass sie nur erlogen ist. Alles ist verändert. Alles ist neu. Und nur ich vermisse das ,,Alte''.

Gefangen in Sehnsucht und Angst
Weit, zu weit. Weiter, als sich solch ein Geschöpf nur erträumen lassen kann. Ja, es ist Sehnsucht. Pure, unendliche Sehnsucht. Wonach?- Nach meinem anderen Ich. Dieses kleine Wesen, wie verbittert es doch schreit. Es fleht um Hilfe und Erbarmen. Doch man ignoriert es pausenlos. Was dessen Bedürfnisse sind, ist allen egal. Stur wird es immer weiter ignoriert. Schmerverzerrt krampft es sich zusammen. Diese Schmerzen sind nicht länger zu ertragen. Am liebsten würde es weinend zu dessen Wünschen rennen.
Ja, ich rede von meinem Herzen. Voller Kampfnarben schlägt es weiter, unterdrückt den stechenden Schmerz, versucht zu leben- vergeblich. Die Wünsche dieses kleinen Geschöpfes geraten in Vergessenheit. Gnade ist dessen Umgebung ein Fremdwort. Dabei will es doch nur eins;
Es will zu dir, deine Nähe spüren, einfach nur bei dir sein.
Ich leide. Jeden Tag, jede Nacht. Aus Angst, dieser Kuss könnte unser letzter gewesen sein. Ich sterbe. Innerlich bin ich tot. Gefangen in einer Welt in der es kein Mitgefühl gibt. Wie soll ich diesem Druck nur Stand halten? Wie kann mein kleines, verletzliches Herz nur so leiden, ohne darunter zusammen zu brechen? Doch ich bleibe hart. Kämpfe. Und warum?- Tja, damit ich bei dir sein kann.